Großzügigkeit, Offenheit und Transparenz.
Conclusio.
von Gerhard Kopeinig
Als Architekt, der am Wörthersee aufgewachsen und in den 1970er-Jahren in Kinderschuhen an der Blumenpromenade vor dem Parkhotel viele Wochenenden spazieren gegangen ist, war es mir eine besondere Freude – nun mit Fachwissen ausgestattet –, eine Dokumentation über das Parkhotel Pörtschach am Wörthersee erarbeiten zu dürfen.
Eine noch größere Freude für mich war, dass mir sofort ein großartiges Team an AutorInnen mit Spezialwissen zur Verfügung stand. Und so geht mein Dank an Gordana Brandner-Gruber und Astrid Meyer-Hainisch vom Verein Kalt&Warm, an Barbara Feller von der Architekturstiftung Österreich, die mich aufopfernd auch bei der Redaktion unterstützte, an Karin Raith mit ihrem Fachwissen als Universitätsprofessorin für Geschichte und Theorie der Landschaft im Bereich des Bauens am Wasser und an Jan Tabor, der sich schon seit Jahrzehnten mit der Nachkriegsmoderne beschäftigt, an Iris Meder, die sich das Parkhotel im Detail vorknöpfte, und an Barbara Guger, deren spezielle Position zwischen Architektur und Tourismus uns sehr dienlich war. Nochmals euch allen herzlichen Dank! Die Arbeit an der Publikation bot auch Gelegenheit zu vielen interessanten Gesprächen.
Etwa mit Arch. DI Wolfgang Grillitsch, der als in Pörtschach aufgewachsener und heute in Stuttgart und Berlin tätiger Architekt das Parkhotel in den 1970er-Jahren erlebt hat, mit Dkfm. Mag. Valentin Petritsch, der als ehemaliger Bürgermeister von Velden mir mit seinem Postkarten- und Filmarchiv sehr behilflich war, genauso wie mit Mag. Andreas Kleewein, der viele Stunden im Veldener Gemeindearchiv Material gesucht hat, und mit Mag.a Geraldine Klever vom Bundesdenkmalamt Klagenfurt, die mir wertvolle Informationen zum Umgang mit dem Objekt und seiner Vorgeschichte übermittelte. Und nicht zuletzt mit Ing. Peter Napetschnig: als einer der Zeitzeugen mit architektonischem Verständnis, der am Bau des Parkhotels mitarbeiten durfte und mir mit seinem Archiv die wertvollsten Unterlagen zur Verfügung stellte, herzlichen Dank!
Eindrucksvoll waren neben den Gesprächen mit der Eigentümerfamilie und deren Mitarbeitern auch jene mit den Zeitzeugen, wie Uwe V. Kohl, der damals Restaurantchef war, Emmerich Müller, der erster Rezeptionist im Parkhotel war, und mit Ferdinand Treiber, der heute in Obertauern ein Hotel betreibt und damals Cheftechniker bei der Eröffnung war. Sie alle lieferten einen wertvollen Input für die vorliegende Arbeit genauso wie – und ihnen gebührt auch herzlicher Dank - Sabine Klimpt, die jegliche meiner Fotowünsche erfüllte, und Carola Holland, die eine genau auf das Objekt und die Situation zugeschnittene Grafik entwickelte. Das Parkhotel – der Baukörper – an dieser speziellen Position, zum Wasser, zur umgebenden Landschaft, zur Gebirgssilhouette mit seinen Einblicken, Ausblicken und Blickbeziehungen; diese „Landmark“, die sich einerseits mit dem Promenadengeschoß ins Gelände integriert, andererseits durch das auf Stützen aufgeständerte und dadurch freigespielte Erdgeschoß leicht wirkt, die Umgebung einbezieht und die Landschaft durchschwingen lässt; dieser Körper, der das Grundstück prägt, aber den Park von Bebauung frei hält, diese Großzügigkeit, die Freiheit Ausstrahlt und die große Geste des Ortes unterstützt, dieses Verständnis der Architektur des demokratischen Gebäudes, die Ordnung, welche gerade deshalb nicht nur Öffentlichkeit, sondern auch Privatheit zulässt; das alles ist das Parkhotel, und das alles kann nicht genug gewürdigt werden, denn nur dadurch kann es zu einer neuen Wertschätzung der Gesellschaft gegenüber der Schaffensperiode der 1960er-Jahre kommen. Denn damals war es wieder möglich, Großzügigkeit, Offenheit, Transparenz und Volumen zu zeigen. Es gab Sicherheit und erstmals wieder die technischen und finanziellen Möglichkeiten für einen derartigen Bau. Der Bedarf war Vorhanden; die Republik litt nach wie vor am Wegfall der Adria nach dem Ersten Weltkrieg, und die deutschen Touristen – die bereits mehr Urlaubstage und höheren Verdienst hatten – suchten Bettenkapazitäten auch am Wörthersee. Es gab Aufholbedarf und man packte an!
Nicht nur beim Parkhotel, sondern auch beim Hotel Werzer, welches traditionell das Pendant in Pörtschach seit 100 Jahren zum Parkhotel war, und vielen anderen Betrieben (Samitz Ambassador, Dermuth, Europa, Prüller, Seefels usw.) wurde kräftig investiert, und es zahlte sich aus.
Denn die Gäste kamen und kommen und genießen die spezielle Atmosphäre. Was können wir für die Zukunft aus dieser Epoche mitnehmen?
Räumliche Großzügigkeit ist eine Geste:
Dies bedeutet nicht unbedingt viele Quadratmeter, sondern Offenheit und Transparenz.
Beziehung Baukörper–Landschaft:
Nicht das Vollpflastern mit mittleren Volumen, sondern punktuelle Verdichtung und das Freihalten von Park- und Grünanlagen geben Umraumqualität.
Liebe zu Design und Detail:
Gerade in der Hotelarchitektur kann man leider allzu oft nicht mehr erkennen, an welchem Ort man sich befindet; dies ist beim Parkhotel ganz anders: An jedem Eck finden sich speziell abgestimmte Formen und Details. Mut zu Neuem: Das Parkhotel war eine neue Geisteshaltung, sowohl in der Form als auch in der Lage, Technik und Nutzung.
Offenheit und Demokratie als Geisteshaltung:
Freier Zugang zum Park, zum See, zum Wasser ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine Grundeinstellung. Mit all diesen Aspekten beschäftigt sich die vorliegende Publikation. Sie stellt damit mehr als nur ein Buch über das Parkhotel Pörtschach und seine Geschichte und Architektur dar. Sie vermittelt auch den Zeitgeist der 1960er-Jahre am Wörthersee.