Das Etablissement am See.
Zur Vorgeschichte des Parkhotel Pörtschach.
von Barbara Feller
Pörtschach ein recht verschlafenes, kleines Dorf, das hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom Fischfang lebte.
Eine neue Entwicklung, die stark vom Tourismus geprägt wurde und wird, setzte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ein – 1853 mit der Eröffnung der Wörtherseeschifffahrt und insbesondere, als der Ort im Jahr 1864 mit einer Bahnstation an das Netz der Südbahn angeschlossen wurde.
Nun begannen einerseits heimische Grundbesitzer mit dem Bau von Fremdenverkehrsbetrieben und andererseits kauften reiche Gäste – meist Adelige und Geschäftsleute – Seegrundstücke und errichteten darauf Villen für den Sommeraufenthalt.
Bedeutend für die Wörtherseeregion war der aus Sachsen gebürtige und in Wien ansässige Porzellanfabrikant Carl Ernst David Wahliss (1837–1900), der 1882 in Pörtschach das große Grundstück von der Landzunge bis zur Hauptstraße erwarb und darauf das „Etablissement Wahliss“ (mit heutigen Worten: einen Freizeitkomplex) ausbauen ließ. Die Anlage bestand aus zahlreichen Objekten (mit römischen Ziffern durchnummerierten Villen), Freizeit- und Sporteinrichtungen wie Restaurants, einem Musikpavillon, einer Badeanstalt und Tennisplätzen sowie der zu einem Naturpark umgestalteten Halbinsel mit Promenadenwegen. Jeden Tag gab es Musik-, Kultur- und Freizeitveranstaltungen. Viele prominente Künstler der Hofoper waren zu Besuch und traten hier auf.
Die Gestaltung der Bauten erfolgte im Stil des Historismus, wobei insbesondere auf Elemente der Heimatschutzarchitektur mit Neorenaissance-Zitaten zurückgegriffen wurde. Zumeist wurden heimische Materialien verwendet, Holz und Steine aus der Umgebung, etwa der „Pörtschacher Marmor“ aus dem sogenannten Wörtherseesteinbruch, für repräsentative Flächen. Bedeutsam war der aus Bayern stammende Architekt Wilhelm Heß (1846–1916), der auch als Direktor der Klagenfurter Bau- und Kunsthandwerkerschule stilprägend wirkte. Nach seinen Planungen wurden zahlreiche Tourismusgebäude am Wörthersee ausgeführt, so das – ebenfalls Wahliss gehörende – Schlosshotel Velden und auch zahlreiche Objekte des Etablissement Wahliss in Pörtschach. Insbesondere das Haupthaus – die Villa IX – war zu ihrer Zeit das eleganteste und komfortabelste Hotel am Wörthersee, das im Jahr 1889 auch von Kaiser Franz Josef I. besucht wurde.
Pörtschach hatte sich zu einem weit über die Grenzen der Monarchie hinaus bekannten Kurort entwickelt.
Nach dem Tod von Carl Ernst David Wahliss im Jahr 1900 – an ihn erinnert noch eine Büste an der Strandpromenade – konnte die Familie das Hotelimperium nur noch kurz halten. Es wechselten in der Folge die Besitzer und auch Teile der großen Liegenschaften wurden abverkauft. 1928 erwarb die Gemeinde Pörtschach das Areal und ließ in der Folge bauliche Veränderungen an den Villen vornehmen, wobei die Objekte – insbesondere die Villa IX – mit zeittypischen Stilelementen aus dem Rationalismus sowie der Heimatschutzarchitektur transformiert wurden.
In der NS-Zeit kam es in den Besitz des Deutschen Reiches, das den Hotelbetrieb einstellte und Teile für eine Reichsfinanzschule und später als Lazarett nutzte. Nach dem Einmarsch der Briten im Mai des Jahres 1945 wurden britische Fronttruppen untergebracht und der gesamte Bereich der Halbinsel für Einheimische gesperrt. Durch die Beschlagnahmung des Areals als deutsches Eigentum fehlte auch eine Sanierung der Bauten, sodass die Gebäude nach Abzug der Briten bereits sehr desolat waren.
1953 konnte die Gemeinde nach langwierigen Verhandlungen die Liegenschaft wieder vom deutschen Finanzministerium rückerwerben. In der Folge wurde sie an die Parkhotel AG verkauft, die auf dem Gelände ein neues Hotel und eine Kuranstalt errichten wollte. Da über den vereinbarten Zeitraum hinaus nichts geschah, fiel die Liegenschaft wieder der Gemeinde zu.
Erst das Bauunternehmen Wayss & Freytag – Simplexbau, das 1959 das Anwesen erwarb, setzte einen Hotelbau um, der am 1. Juli 1963 als Parkhotel Pörtschach eröffnet wurde. Die Baufirma hatte zu Beginn einen fremden Betreiber für das Hotel eingesetzt und kam später in finanzielle Schwierigkeiten. 1969 sprang hier Hans Pruscha ein, der in Wien einen Großhandel mit Mineralölen und deren Derivaten betrieb sowie auch später als Garagenbetreiber bekannt wurde. Im Jahr 1972 wurde er alleiniger Eigentümer. Das Hotel blieb seitdem im
Familienbesitz und gehört heute der List Group mit Sitz in Wien.